Gitarrenakkorde – eine Einführung

Einleitung

Diesmal geht es um Aufbau und Notierung von Akkorden. Dabei werden Griffmuster, Fingersätze, Barre-Griffe, Verschiebbare Griffe, Slash-Chords, Voicings usw. geklärt.

Akkorde sind ein wichtiges Thema in der Musik. Grundsätzlich sagt man, dass Musik aus Melodie, Harmonie und Rhythmus besteht – und die Akkorde repräsentieren hier vor allem den Bereich „Harmonie“.

Ich habe die wichtigsten Grundakkorde notiert, diese können hier (oder über das Homepage-Menü) aufgerufen werden:  →Akkordgriffe – eine Datenbank 

 

1. Was ist überhaupt ein Akkord?

Um von einem Akkord zu sprechen, müssen mindesten 3 verschiedene Töne gespielt werden, es können aber auch mehr sein. So spricht man zb. von 3-Stimmigen oder 4-Stimmigen Akkorden. Die grundlegenden Akkorde auf der Gitarre sind 3- oder 4-Stimmig: zb. C (3-Stimmig) oder CMaj7 (4-Stimmig).

3-Stimmig bedeutet, dass der Akkord aus 3 verschiedenen Tönen bestehen muss, bei C wären das die Töne C, E und G. 4-Stimmige Akkorde bestehen aus 4 verschiedenen Tönen, bei CMaj7 wären das: C, E, G, H.

Bei vielen Akkordgriffen werden aber mehr als diese 3 oder 4 Töne gespielt. Das liegt daran, dass manche Töne lediglich wiederholt werden.

Zum Beispiel (Links der Fingersatz, Rechts die Töne des Akkords)

C-Dur (Fingersatz und Töne)

 

Hier werden der Reihe nach – von tiefer bis hoher E-Saite, also in dieser Abbildung von links nach rechts – folgende Töne gespielt: C, E, G, C, E. Im Prinzip spielt man also die 3 Töne C, E und G.  C und E kommen doppelt vor und man spielt daher insgesamt 5 Töne, aber nur 3 verschiedene. Deshalb spricht man von einem 3-Stimmigen Akkord.

Ein weiteres Beispiel wäre F:

F-Dur (Fingersatz und Töne)

 

Hier spielt man der Reihe nach von links nach rechts gesehen folgende Töne: F, C, F, A, C, F. Dieser 3-Stimmige Akkord besteht also aus F, A und C, wobei C zweimal und F sogar dreimal gespielt wird und daher insgesamt 6 Töne klingen.

(Wir haben gesagt, dass ein Akkord mindestens aus 3 verschiedenen Tönen besteht. Es besteht allerdings die Möglichkeit, einen der 3 Töne – die Quinte – wegzulassen und dadurch einen Zweiklang zu spielen – auch das kann unter Umständen als Akkord bezeichnet werden).

2. Akkorde als Griffmuster dargestellt – und ihre Fingersätze

Akkorde können, wie hier abgebildet, als „Griffmuster“ dargestellt werden. Das ist eine schematische Abbildung des Griffbretts der Gitarre um dem Spieler zu zeigen, wo der Akkord auf dem Griffbrett gegriffen werden kann. Das Griffbrett wird dabei in der Regel aufrecht stehend dargestellt, es gibt aber auch waagerechte Versionen. Die senkrechten Linien sind die Saiten (von links nach rechts: E-Saite, A-Saite, D-Saite, G-Saite, H-Saite, hoheE-Saite), die waagerechten Linien sind die Bundstäbchen.

Hier ein direkter Vergleich. Links ist das schematische Griffmuster von C abgebildet. Rechts das entsprechende Foto einer Konzertgitarre.

C-Dur (Links: Griffmuster, Rechts: Foto-Vergleich)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Akkord-Griffmuster zu notieren. Hier ein paar alternative Beispiele für die Darstellung von Griffmustern mit den Akkorden C und F:

Akkorde: Griffbild-Darstellung 1

 

Akkorde: Griffbild-Darstellung 2

Wie man hier sehen kann, wird nicht immer der Fingersatz angegeben (Griffbild-Darstellung 1). Und manchmal steht der Fingersatz nicht im Griffbild, sondern darunter (Griffbild-Darstellung 2).

Grundsätzlich beziehen sich bei Griffmustern die Zahlen, falls sie überhaupt vorhanden sind, auf die Finger: 1 = Zeigefinger, 2 = Mittelfinger, 3 = Ringfinger, 4 = Kleiner Finger. Manchmal greift auch der Daumen eine Saite und wird dann als T (engl. „Thumb“) oder D für Daumen bezeichnet. Wenn eine Leersaite, also eine nicht gegriffene Saite, angeschlagen wird steht dort eine 0. Und eine Saite die gar nicht gespielt wird, bezeichnet man mit einem X oder – . Man kann auch, wie in der Griffbild-Darstellung 1, die Bezeichnung für eine ungenutzte Saite einfach weglassen.

3. Barre-Griffe

Bei sogenannten Barre-Griffen greift ein Finger mehrere Saiten. Das kann als Balken dargestellt werden (siehe oben: Griffbild-Darstellung 2 bei F). Oder, was ich persönlich bevorzuge, notiert man diesen Finger mehrfach. Bei dieser Schreibweise kann man genauer sehen, welche Saiten tatsächlich relevant sind. Als Beispiel folgt nochmal F. Einmal mit einem kleinen Barre (der Zeigefinger greift 2 Saiten) und dann mit einem großen Barre, wobei der Zeigefinger zwar über alle Saiten gelegt wird, effektiv aber „nur“ 3 Saiten greifen muss:

F mit kleinem Barre

F mit großem Barre

4. Akkorde in höheren Lagen spielen und verschiebbare Griffe

Wenn man einen Akkordgriff in höheren Lagen darstellen will (zb. am 3. Bund der Gitarre, also oberhalb des dritten Bundstäbchens), kann das wie folgt notiert werden:

G, der Zeigefinger greift am 3. Bund.

Durch diese Schreibweise hält man das Griffmusterbild schön klein und muss nicht das ganze Griffbrett abbilden.

Verschiebare Griffe kann man in andere Lagen verschieben („Transponieren“) um weitere Tonarten spielen zu können. Den Akkordgriff von G kann man zb. zwei Bünde raufschieben und erhält dadurch A:

5.Bund: A, gleicher Griff wie G.

Verschiebbar ist im Prinzip jeder Akkordgriff, der keine Leersaite beinhaltet. Die neue Tonart wird durch den Grundton bestimmt, in meiner Griffmuster-Version ist dieser durch das Kästchen gekennzeichnet. Beim oberen Griff, G am 3. Bund, ist der tiefste Ton (Kästchen) ein G. Wenn man diesen Griff zwei Bünde höher verschiebt ist der Grundton ein A, deshalb heißt der Griff jetzt A.

Damit kann man auch Tonarten wie zb. Ab oder Fis spielen. In unserem Beispiel verschiebt man den Griff von G zum zweiten Bund um Fis zu erhalten bzw. zum 4. Bund um Ab zu spielen.

5. Ein Akkord in verschiedenen Versionen spielen = Klangfarben bzw. Voicings

Ein und denselben Akkord kann man in verschiedenen Versionen spielen, die zwar jeweils die gleichen Töne beinhalten (also zb. bei C = C, E, G) aber durch verschiedene Anordnung unterschiedlich klingen. Man spricht hier ganz allgemein von unterschiedlichen „Klangfarben“ oder auch von „Voicings“. Hier ein Beispiel für C. Dabei werden die höheren Lagen links neben dem Griffmuster angegeben, zb. bedeutet (3) dass dieser Griff am 3. Bund zu greifen ist.

C-Dur (Voicing 1)

C-Dur (Voicing 2 am 3. Bund)

 

C-Dur (Voicing 3 am 8. Bund)

 

 

6. Aufbau und Schreibweise entschlüsselt

Ein Akkord wird folgendermaßen notiert (es folgt etwas Musiktheorie): Erst muss der Grundton für die Tonart notiert werden, dann folgt das Tongeschlecht (also Dur oder Moll) und dann die Notierung für die weiteren Intervalle des Akkords, bzw. die sogenannten „Optionstöne“. Hier ein Beispiel:

Cm7

C = Grundton

m= Moll-Terz (also das Tongeschlecht)

7= kleine Septime

Es handelt sich hier um einen 4-Stimmigen Akkord, bestehend aus Grundton, Moll-Terz, Quinte, kleine Septime: C, Eb, G, Bb. Wie man sieht, wird die Quinte nicht notiert. Dies ist ein Beispiel dafür, dass man wissen muss, wie Akkorde aufgeschlüsselt werden, da nicht jeder Ton in der Akkordsymbolik notiert wird – das wäre nicht praktikabel. Sonst würde hier nämlich stehen: Cm57. Das würde die Lesbarkeit verschlechtern.

Ein weiteres Beispiel:

Cmaj7

C= Grundton

(Dur-Terz nicht notiert!)

maj7 = grosse Septime

Wie man sieht, werden beim Cmaj7 effektiv nur zwei Töne notiert: Grundton und große Septime. Dur-Terz und Quinte werden nicht notiert, aber gespielt. Das Ergebnis: C, E, G, H.

Bei Dur-Akkorden wird das Tongeschlecht grundsätzlich nicht notiert: C bedeutet also C-Dur. Nur für Moll muss ein m hinter dem C notiert werden: Cm.

Ein besonderer Fall sind Akkorde ohne Terz , diese werden in der Regel als „sus“ notiert:

Csus4 heisst übersetzt: C „suspended fourth“. Hier wird die Terz durch die Quarte ersetzt.

Manchmal wird einem Akkord ein weiteres Intervall hinzugefügt, das kann als „add“ notiert werden:

Cadd9 wäre ein C-Dur plus None (also einem D), die Töne des  Akkords Cadd9 sind: C, E, G, D.

Dann gibt es noch sogenannte „Slash-Chords“ oder Slash-Akkorde:

C/E

Normalerweise wird als tiefster Ton der Grundton gespielt, das wäre in diesem Fall beim C-Dur das C. Hier soll aber ein E als tiefster Ton gespielt werden, daher eine andere Notierung: C/E.  Dieser Ton (das E) wird auch als „Bass“ bezeichnet bzw. als „Slash Root“.

7. Alternative Schreibweisen

Für die Akkorde selbst, also unabhängig von der Griffmuster-Darstellung, gibt es unterschiedliche Schreibweisen.

So kann ein CMaj7 auch als Cmaj, CMA7 oder CΔ7 notiert werden.

Oder ein Cm7 als CMI7 oder C–7

Veraltet ist es dagegen, Moll-Akkorde mit Kleinbuchstaben ohne den Zusatz m (für Moll) zu notieren. Zb.: a für Am. Die korrekte Schreibweise: Am. Falsch = a.

8. H und B, deutsche und Internationale Schreibweise

Zum Schluss noch ein Wort über das Problem mit H, B und Bb: International heißt der deutsche Ton H nämlich: B. In der Akkordschreibweise ist das H aber veraltet, üblicherweise wird heute – wie ich das auch gemacht habe – nur das B notiert. Zb. Bm – in Deutsch gesprochen wäre das dann H Moll. Das internationale Bbm wäre dann in deutsch gesprochen ein B Moll.

Es gibt zwar den Versuch, die deutsche Sprache anzupassen, indem man für das deutsche H jetzt B und für das deutsche B jetzt Bes sagt (entsprechend einem Ges oder Des). Das setzt sich aber in der Realität nicht durch und wird nur von sehr wenigen Musikern praktiziert.

Also: Deutsches H = internationales B, Deutsches B = internationales Bb.