Wie und was übt man am besten?

Einleitung

Jeder lernt und übt anders. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil falsches – oder vielmehr unpassendes – üben ziemlich aufhalten oder ganz ins Abseits führen kann. Darum gilt: man sollte experimentieren und sich zeigen lassen, wie und was denn genau man übt. Dazu einige Gedanken und Vorschläge:

1. Wie und wann übt man am besten?

  • Regelmäßig oder spontan üben? Das kommt drauf an. Manche Musiker üben immer zur gleichen Zeit und für die selbe Dauer, zb. immer Nachmittags für 2 Stunden. Andere wiederum üben nur nach Bedarf und auch nur auf ein bestimmtes Ziel hin, dann aber viele Stunden am Stück. Aus meiner Erfahrung als Lehrer würde ich sagen, dass den meisten Leuten (die Gitarre oder Bass lernen) regelmäßiges, kontinuierliches Üben hilft. Vor allem in den ersten Jahren, wenn sich die Motorik erst entwickeln muss, ist regelmäßiges Üben ein wichtiger Faktor, wie im Sport. Aber auch später muss trainiert werden, denn auch das funktioniert ähnlich wie im Sport: wer nicht im Training ist wird langsam, träge, angestrengt und unsicher.
  • Grundsätzlich empfehle ich immer die Zeit fürs üben schon vorher einzuplanen. Entweder man legt die Zeiten einfach fest. Oder, wenn das nicht möglich ist, könnte man zb. eine Woche im voraus planen und die Termine in den Kalender eintragen. Die schlechteste Option ist in der Regel, wenn man es der spontanen „Lust“ überlässt, ob man überhaupt anfängt zu üben, dabei bleibt das Lernen bei den meisten Menschen auf Dauer auf der Strecke. Ich spreche hier auch aus eigener Erfahrung 😉
  • Wann übt man am besten? Das ist in der Tat unterschiedlich. Es gibt Leute, die sich am besten am späten Abend oder andere, die sich gut am frühen morgen konzentrieren können. Außerdem hängt es natürlich davon ab, wann man Zeit hat, eine Übe-Session in seinen Tagesablauf einzuplanen. Dabei sollte man konzentriert sein und sich möglichst nicht ablenken lassen – also zb. das Handy stummschalten!
  • Und wenn man mal einen schlechten Tag hat: Ich würde es wenigsten 5-10 Minuten lang versuchen und wenns denn gar nicht geht lieber aufhören. Sich damit rumzuquälen hat noch keinem was gebracht – dann wird halt am nächsten Tag wieder geübt.

2. Was übt man am besten?

  • Die meisten Fortschritte machen meine Gitarren- und Bassschüler immer dann, wenn sie gezielt und nach System üben. Man kann natürlich auch irgendwas spielen, zb. nach Tabulatur Lieder nachspielen – was viele machen – und auch das wird einen irgendwie weiterbringen. Aber ein methodisches, fundiertes Vorgehen beschleunigt die Sache erstens enorm und zweitens lernt man nichts falsches. Voraussetzung dafür ist natürlich, Unterricht zu nehmen bei einem erfahrenem Lehrer. Autodidakten können zwar eine Menge erreichen, machen aber auch häufig Fehler, die sich dann gerne automatisieren (zb. falsche Handhaltung) und später zu kleineren oder auch schon mal großen Problemen führen.
  • Ich rate dringend, sich mindestens die Grundlagen (Handhaltung etc.) zeigen zu lassen. Denn eine fehlerhafte Motorik macht später Ärger und kann dazu führen, dass die Lust am Musik machen ganz verloren geht. Es gibt mittlerweile ein unüberschaubares Angebot an YouTube-Videos, ebenso an Gitarrenbüchern zum Selbststudium. Meiner Meinung nach – und da spreche ich auch aus meiner Erfahrung als Schüler – kann nichts einen erfahrenen Lehrer ersetzen, der sich immer mit der gegebenen Situation auseinandersetzen und Fehlentwicklungen verhindern kann. Ein Video kann keine Fragen beantworten. Beispiel Handhaltung: Es gibt zwar sowas wie ein „ideale“ Handhaltung, jedenfalls theoretisch. Aber jede Hand ist anders beweglich und deshalb kann die letztendliche Haltung auch schon mal deutlich vom Ideal abweichen – und trotzdem sehr gut funktionieren. Wenn man also zb. in einem Video eine für einen persönlich eher unpassenden Haltung gezeigt bekommt, ist der Frust schon vorprogrammiert, weil es so nicht gut funktionieren wird und kann.
  • Wer die Grundlagen einmal richtig gelernt hat, kann sich entweder zusammen mit seinem Lehrer noch tiefergehend mit der Materie beschäftigen – oder ab dann selbstständig weitermachen und zb. sporadischen Unterricht nehmen und/oder sich in Seminaren, Workshops oder mit Videos und Büchern weiterbilden. Oder das wichtigste überhaupt tun: spielen, spielen, spielen. Wer einmal auf dem richtigen Weg ist, braucht eigentlich nur noch geradeaus weiter zu gehen!

Ich empfehle auch meinen Beitrag:  →Wieviel sollte man üben?