Audacity: Fortgeschrittene Bearbeitung von Audiospuren
Einleitung
Diesmal wollen wir mit Audacity Audioaufnahmen bearbeiten: Umbenennen, Löschen, eine Stelle neu aufnehmen bzw. schneiden, Effekte anwenden und zum Schluss einen Mixdown als WAV oder MP3 machen.
Der folgende Beitrag ist eine Fortsetzung meiner Einführung zum Thema Aufnahmen am Computer mit Audacity:
==> Musik mit dem Computer aufnehmen: Ein Beispiel für Einsteiger
Wie auch schon im vorhergehenden Beitrag, folgt eine Schritt-für-Schritt Anleitung.
1.) Umbenennen
Neu aufgenommene Spuren werden von Audacity automatisch „Tonspur“ genannt. Wenn man viele Spuren aufnimmt sollte man jeder Spur einen eindeutigen Namen geben um die Übersicht nicht zu verlieren. Dazu klicken wir im Bearbeitungsbereich der Audiospur ganz links auf den Namen „Tonspur“:
Dann auf „Name…“ klicken.
Im folgenden Fenster eine Bezeichnung eingeben und auf OK klicken:
Das Gleiche mit allen anderen Spuren. Das Ergebnis sollte dann etwa so aussehen:
2.) Eine Stelle Löschen/ Stille einfügen
Am Anfang der Aufnahme unserer Spuren sind einige Geräusche zu hören (zb. durch Berühren der Gitarrensaiten während die Aufnahme schon läuft), diese Stellen wollen wir jetzt löschen bzw. stummschalten.
Wenn wir die Stelle markieren und rauslöschen, wird die restliche Spur nach vorne geschoben und läuft dann nicht mehr mit den anderen Spuren synchron. Deshalb löschen wir die Stelle im Prinzip nicht, sondern verwandeln sie in Stille – was auf das Gleiche hinausläuft.
a.) mit dem Auswahlwerkzeug die Stelle markieren. Dafür wählen wir zunächst das Auswahlwerkzeug:
b.) dann mit gedrückter Maustaste innerhalb der Spur den zu löschenden Bereich markieren, dieser erscheint dann dunkler:
c.) jetzt aktivieren wir die Funktion „Auswahl in Stille umwandeln“
d.) Das Gleiche wenden wir auch auf die anderen Spuren an. Das Ergebnis sollte dann etwa so aussehen:
An der geraden Linie erkennen wir, dass wir jeden Sound bzw. jedes Geräusch an dieser Stelle rausgelöscht haben – ohne dabei die Spuren zu verschieben.
3.) Schneiden/ Overdubbing
Da wir uns an einer Stelle verspielt haben (Shit happens…), wollen wir nur diese Stelle erneut einspielen – durch sogenanntes „Overdubbing“. Beim Overdubbing wird eine weitere Aufnahme der bereits bestehenden Aufnahme hinzugemischt. Diese Funktion wollen wir uns hier aber so zunutze machen, dass wir zuerst die fehlerhafte Stelle löschen (genauer gesagt: in Stille umwandeln), dann auf einer zweiten Spur nur diese Stelle neu aufnehmen um sie letztendlich der unsprünglichen Spur hinzuzufügen.
a.) Das ist unsere fehlerhafte Stelle:
b.) nun die fehlerhafte Stelle markieren und in Stille umwandeln (siehe oben Punkt 2 „Eine Stelle löschen/ Stille einfügen“), so dass dort eine Lücke entsteht:
c.) Dann eine neue Spur aufnehmen, dabei aber nur diese Stelle einspielen. Dafür starten wir entweder von vorne eine Aufnahme – oder klicken mit dem Auswahlwerkzeug innerhalb der Spur kurz vor der Stelle, die wir neu aufnehmen wollen (so daß wir genug Zeit haben bis unser Einsatz kommt) und drücken dann den Aufnahmeknopf (falls das unverständlich ist, bitte meinen vorhergehenden Beitrag lesen!)
Jetzt legt Audacity automatisch eine neue Spur an, wir spielen aber nur diese Stelle neu ein. Das Ergebnis sieht dann ungefähr so aus:
d.) Blöd nur, dass auch hier wieder Geräusche auf der Spur sind. Diese können wir eliminieren, indem wir die Stellen markieren und erneut die Funktion „Auswahl in Stille umwandeln“ anwenden. Es gibt aber auch noch eine einfachere Möglichkeit, die hier sinnvoller ist: wir schneiden diese Stelle. Dafür markieren wir mit dem Auswahlwerkzeug zunächst die Stelle die wir brauchen:
e.) Dann aktivieren wir die Funktion „Audio zuschneiden“, die genau umgekehrt arbeitet wie „Auswahl in Stille umwandeln“, nämlich wird jetzt alles, außer dem markierten Bereich, gelöscht.
f.) Das Ergebnis sieht dann etwa so aus, unsere neue aufgenommene Stelle ist jetzt schön sauber zugeschnitten:
g.) Zur Kontrolle hören wir uns das erstmal an, dafür im Transportfeld auf Wiedergabe klicken. Wenn wir damit zufrieden sind, markieren wir beide Spuren (dabei links in den Einstellungsbereich jeder Spur klicken und dabei gleichzeitig die Umschalt-Taste der Computertastatur gedrückt halten). Dann über „Spuren/ Spuren zusammenführen“ die beiden Aufnahmen zu einer Spur zusammenmischen:
So sieht jetzt unser Ergebnis aus, dabei hat Audacity die zusammengeführten Spuren in „Mischen“ umbenannt:
Der Name der Spur kann natürlich, wie unter Punkt 1 „Umbenennen“ beschrieben, wieder geändert werden.
Mit den beiden Funktionen „Auswahl in Stille umwandeln“ und „Audio zuschneiden“ kann also je nach Bedarf gearbeitet werden, um bestimmte Stellen zu löschen, neu aufzunehmen, zu schneiden usw.
Speichern nicht vergessen!
4.) Eine Spur mit einem Effekt (zb. Hall) versehen
Nun wollen wir eine der Spuren mit einem Effekt – und zwar einem Hall (engl.: „Reverb“) – verschönern. Damit klingt unsere Aufnahme etwas räumlicher und dadurch natürlicher.
a.) Zuerst müssen wir die zu bearbeitende Spur markieren durch draufklicken. (Links in den Einstellungsbereich klicken wählt die komplette Spur aus. Man kann aber auch mit dem Auwahlwerkzeug einen Bereich markieren um nur diese Stelle zu bearbeiten). Dann öffnen wir im Menü: „Effekt/ Echo/ Built-in Effect: Reverb“:
b.) Nun öffnet sich ein neues Fenster mit einer Reihe von Einstellungsmöglichkeiten. Stellen wir die „Zimmergrösse“ mal auf 80 und den „Nachhall“ auf 40. Um das Ergebnis erstmal zu testen drücken wir unten in diesem Fenster auf „Vorhören“.
Nun erstellt Audacity einen kurzen Ausschnitt unserer Spur mit dem hinzugefügten Hall, sozusagen eine Vorschau wie es später klingen wird:
Wenn uns das Ergebnis gefällt, auf „OK“ klicken. Audacity erzeugt nun eine veränderte Version unserer Audiospur. Damit wir diese Spur mal separat – ohne die anderen Spuren – anhören können, klicken wir Links in den Spur-Einstellungen auf „Solo“:
Jetzt können wir besser beurteilen, wie uns das Ergebnis gefällt.
c.) Nicht so gut? Den Arbeitsschritt wieder Rückgängig machen geht so: Entweder auf der Computertastatur die Strg-Taste und „z“ drücken, oder in Audacity den Rückwärtspfeil aktivieren:
Für weitere klangliche Bearbeitungen kann auf dieselbe Weise mit den Effekten im Menü „Effekt“ gearbeitet und experimentiert werden.
Die Effekte-Funktion lässt sich übrigens auch auf mehrere Spuren gleichzeitig anwenden. Um diese Spuren auszuwählen links in den Einstellungsbereich jeder zu bearbeitenden Spur klicken und dabei gleichzeitig die Umschalt-Taste der Computertastatur gedrückt halten. Dann den Effekt auswählen und anwenden.
5a.) Mixdown als WAV-Datei
Zum Schluss wollen wir noch unser komplettes Ergebnis als „Mixdown“ speichern, damit ist ein Endergebnis, also eine „Abmischung“ in Form einer Stereo-Datei gemeint.
a.) Dafür sollten wir vorerst die Lautstärke jeder einzelnen Spur und die Balance (Links-Rechts-Verteilung), ausserdem die Gesamtlautstärke einstellen:
b.) Wenn alles soweit fertig ist, wählen wir im Menü: „Datei/ Ton exportieren …“:
c.) Im folgenden Dialog suchen wir uns einen Ordner auf der Festplatte und geben einen Namen ein, zb. „Mixdown“ und klicken dann auf speichern. Es erscheint (abhängig von den Einstellungen unter „Bearbeiten/ Einstellungen/ Import/Export“) ein kleines Fenster, das uns darauf aufmerksam macht, dass wir nun eine Stereo-Datei erzeugen. Hier auf OK klicken:
Darauf folgt ein Dialog für die Eingabe der sogenannten Metadaten, das ist zb. für einen Media-Player oder mp3-Player wichtig, wenn Künstler, Titel usw. angezeigt werden sollen.
Dann noch auf OK klicken und fertig.
5b.) Mixdown als MP3 – und dafür einen mp3-Encoder installieren
Wenn wir einen Mixdown machen, können wir verschiedenen Audio-Formate auswählen:
Standardmäßig ist bei Audacity das WAV-Format ausgewählt. Sinnvoller wäre aber wahrscheinlich, als mp3 zu speichern, da diese Datei wesentlich kleiner ist.
Aus Lizenzrechtlichen Gründen muss dafür zunächst der kostenlose Lame-Encoder installiert werden. Ein Encoder ist ein kleines Programm, mit dem man Audio-Dateien komprimieren („encodieren“) kann, zb. im weit verbreiteten mp3-Format. Audacity liefert keinen eigenen mp3-Encoder mit, da die Anbieter dafür eine Lizenzgebühr bezahlen müssten und ihr Programm dann nicht mehr kostenlos anbieten könnten. Der Lame-Encoder arbeitet aber sehr gut, muss allerdings separat installiert werden.
Um den Lame-Encoder zu installieren gibt es jetzt zwei Möglichkeiten:
a.) in Audacity unter „Bearbeiten/ Einstellungen/ Bibliotheken“ auf “LAME MP3-Bibliothek: Herunterladen“ klicken und den Anweisungen folgen. Man wird dann auf eine Anleitungsseite (leider nur auf englisch) des Audacity-Teams umgeleitet wo alles beschrieben ist.
b.) Oder meiner Kurzanleitung folgen:
1. Die neueste Version des Lame-Encoders unter http://lame.buanzo.org/#lamewindl runterladen (Am besten das Installer Package für Windows):
2. Das Programm installieren (Dabei vorsichtshalber den Dateipfad merken, bei mir wurde das Programm Standardmäßig installiert unter: „C:\Program Files (x86)\Lame For Audacity“)
3. Jetzt sollte man Audacity schliessen und neu starten. Dann findet das Programm den Encoder normalerweise automatisch. Falls das nicht klappen sollte: In Audacity unter „Bearbeiten/ Einstellungen/ Bibliotheken“ auf „MP3-Bibliothek: Suchen…“ klicken und den Dateipfad manuell angeben:
Ab jetzt hat man die Möglichkeit, den Mixdown als mp3 zu speichern. Das funktioniert genauso wie unter 5a beschrieben („Datei/ Ton exportieren …“ usw.), nur das man jetzt unter Dateityp „MP3-Dateien“ auswählen kann. Das sollte dann etwa so aussehen:
Hier hat man noch ein paar Möglichkeiten für Einstellungen – zb. die Qualität der mp3 – und sollte „Joint Stereo“ wählen bevor man auf Speichern klickt. Dann folgt, wie unter 5a beschrieben, noch die Eingabemöglichkeit für die Metadaten. Zum Schluss noch auf OK klicken und die mp3 wird gespeichert.
Das war´s auch schon mit meiner Anleitung für fortgeschrittene Arbeitstechniken mit Audacity.
Für weitere Fragen bzw. Probleme empfehle ich das deutschsprachige Audacity-Forum: https://www.audacity-forum.de