Geräusche und Unsauberkeiten beim Greifen, Loslassen und Rutschen über die Saiten

Geräusche und Unsauberkeiten beim Greifen, Loslassen und beim Rutschen über die Gitarren- und Bass-Saiten können einem das Leben schwer machen.

Aber ist es überhaupt möglich, Gitarre oder Bass so ganz frei von Nebengeräuschen zu spielen? Und wie weit sind „Geräusche“ normal?

1. Welche Geräusche gibt es und wie entstehen sie?

Im Gegensatz zum Klavier, das ja im Prinzip auch ein Saiteninstrument ist, bei dem aber eine Mechanik (Tastatur, Hämmerchen die gegen die Saiten schlagen usw.) die Tonerzeugung übernimmt, liegen bei der Gitarre die Finger direkt an den Saiten und erzeugen beim Drücken, Loslassen, Rutschen usw. diverse Nebengeräusche.

Zuerst sollte man sich klar machen, was genau hier eigentlich passiert: die Saite – i.d.R. aus Metall, teilweise mit Draht umwickelt (und nur bei der Klassischen Gitarre ab der G-Saite aus Nylon) – wird vom Finger auf das Bundstäbchen gedrückt, das aus Metall ist. Metall auf Metall erzeugt oft ein leicht klirrendes Geräusch das stärker wird wenn man die Saite etwas heftiger und mit Schwung runterdrückt (zb. wenn man die Technik des „Hammer on“ anwendet). Im Unterschied dazu haben es die Streichinstrumente deutlich leichter: hier wird die Saite direkt auf das Griffbrett gedrückt, also Metall auf Holz, das erzeugt weniger und dezentere (also nicht so schrille) Geräusche.

Aber auch wenn man den Finger von der Saite löst, können Geräusche entstehen: das Loslassen der Metallsaite kann an sich ein kleines Geräusch machen (vor allem wenn man den Finger dabei noch seitlich bewegt, siehe weiter unten), außerdem fängt dabei manchmal die leere, ungegriffene Saite an in Schwingung zu geraten und man hört einen ungeplanten Ton: nämlich den Ton der Leersaite.

Manchmal entstehen Geräusche auch, weil man den Druck eines Fingers nicht lange genug aufrecht hält, ihn von des Saite halb löst und dadurch den Ton abstürzen oder klirren lässt.

Wenn man nicht nah genug am Bundstäbchen greift, kann sich die Saite durch ihre Schwingung auf dem Bundstäbchen bewegen und klirrende Geräusche erzeugen.

Dazu kommt noch: wenn man den Finger parallel zur Saite bewegt, zb. beim Lagenwechsel, oder auch nur wenn man einen Finger abhebt und dabei gleichzeitig seitlich bewegt, entstehen Rutschgeräusche die sogar recht laut sein können, vor allem bei akustischen Gitarren, aber auch beim E-Bass.

Ein weiterer Grund ist die Saitenlage: wenn man einen Ton sauber greift, aber sehr laut anschlägt, kann die Saite schnarrende oder klirrende Geräusche erzeugen weil sie die höheren Bundstäbchen berührt und daran reibt. Das ist aber abhängig von der eingestellten Saitenlage und kann auch mit der leeren, ungegriffenen Saite passieren wenn man zu fest anschlägt oder die Saitenlage falsch eingestellt, bzw. die Einkerbung (Saitenführung) im Sattel zu tief ist.

Die Saiten selbst spielen ebenfalls eine Rolle: vor allem die Rutschgeräusche können je nach Saitentyp, Material und Marke recht unterschiedlich ausfallen. Nylonsaiten und geschliffene Saiten erzeugen zb. deutlich weniger Geräusche wie ungeschliffene Nickel- oder Stahlsaiten. Hier sollte man sich genau überlegen, ob die Saiten zur Musik, die man spielt, auch wirklich gut passen und verschiedene Hersteller testen.

Es gibt aber auch „Geräusche“, die gewollt sind: zb. bei der „Slap“-Technik auf dem E-Bass, wenn der Spieler die Saite mit dem Daumen der Anschlagshand auf das oberste Bundstäbchen hämmert, damit ein metallisch aggressiv klingender Sound entsteht: Schlagen wird ja im englischen mit „Slap“ übersetzt. Oder wenn man auf der E-Gitarre mit starker Verzerrung spielt (Distortion) und dann als Effekt öfter mal gezielt über die Saiten rutscht um diesen „Sound“ musikalisch als Effekt einzusetzen. Es gibt nicht wenige Musikstile, bei denen das „unsaubere“ Spielen der Saiten durchaus Methode hat und mehr oder weniger häufig und gezielt eingesetzt wird.

Abschließend kann man sagen, dass es diverse Möglichkeiten gibt, „Geräusche“ zu erzeugen. „Geräusche“ in Anführungszeichen, weil man sich klar machen sollte, dass manche „Geräusche“ gar keine sind, weil sie gewollt sind – oder einfach zum Instrument dazu gehören: zb. wenn man die Saite niederdrückt oder den Finger abhebt. Dazu kommt noch: wenn man ganz allein in einem stillen Raum (ohne weitere Geräusche von außerhalb) seine Gitarre – oder den Bass – spielt, kann auch jedes noch so kleine „Geräusch“ sehr laut und störend wirken. Würde man zb. mit anderen Instrumenten gemeinsam musizieren, wäre einiges davon schon nicht mehr wahrnehmbar. Bei E-Gitarre und E-Bass kommt es außerdem hauptsächlich darauf an, welche Geräusche tatsächlich über den Tonabnehmer übertragen werden, hier hilft eine Kontrolle mit Kopfhörer um rein akustische Geräusche vom Griffbrett mal auszublenden.

Wie auch immer: störende Geräusche (jetzt also ohne Anführungszeichen) können entstehen und die Frage ist, wie man sie verhindern oder wenigsten mindern kann.

 

2. Wie vermeidet man Geräusche und: ist das überhaupt möglich?

Gitarre oder Bass komplett und zu 100% ohne Nebengeräusche zu spielen ist nicht möglich. Punkt.

Wenn man einen Musiker auf diesen Instrumenten (fast) ohne Nebengeräusche spielen hört, kann das verschiedene Gründe haben: wenn man Live zuhört und es klingt sehr schön sauber, wird es sich zweifellos um jemanden handeln, der einfach verdammt gut ist. Auf einer CD kann das wiederum ziemlich irreführend sein, weil hier die Geräusche durch technische Tricks gefiltert werden können – oder weil sie von anderen Instrumenten übertönt werden. Bei klassischer Musik werden oft viele „Takes“, also viele Aufnahmen von einem Musikstück gemacht und dann die saubersten Stellen zusammen geschnitten. Nur wenige Gitarristen schaffen es hier, wirklich komplett frei von Nebengeräuschen zu spielen. Das merkt man dann im Konzert, wo der vermeintlich perfekte Gitarrenspieler plötzlich gar nicht mehr so sauber wie von CD klingt. Hiervon sollte man sich also nicht täuschen lassen. Das soll nun nicht heißen, dass die Kollegen nicht spielen können, sondern dass es eben ein großer Unterschied ist, eine mit technischen Tricks perfekt produzierte CD zu hören – oder ein Live-Konzert wo man die Gitarre so hört, wie sie nun mal klingt: selten völlig Geräuschfrei. Und ich will damit auch sagen: wer Live versucht so sauber wie eine bearbeitete CD-Aufnahme zu klingen wird scheitern (mal von ein paar seltenen Genies abgesehen, die das trotzdem schaffen). Dazu kommt noch, dass es eine sehr umstrittene Frage ist, wie „sauber“ die Gitarre (oder der Bass) eigentlich klingen soll und was man dabei als schön empfindet. Das hängt zunächst mal sicherlich vom Musikstil ab. Dreckiger Punk-Rock soll eben dreckig, edle klassische Musik soll eben edel klingen. Was jeweils einen völlig anderen Sound des Instruments erfordert. Wenn ein Gitarrist sehr sauber spielt, findet der eine das beeindruckend, der andere aber langweilig. Und wenn es ordentlich scheppert, gibt es Hörer die sagen dass die Musik „abgeht“ und andere finden, der Spieler sollte mehr üben. Es kommt also auch auf den Geschmack an und ist durchaus Ansichtssache, wie sauber oder unsauber es nun klingen soll.

Auf dem E-Bass ist das oft nicht so deutlich zu hören, da man dieses Instrument eher selten Solo hört, sondern meist im Zusammenhang mit einer Band. Vor allem gehen die Rutschgeräusche dann unter, wenn man Bass und Schlagzeug zusammen hört. Wenn man im Tonstudio auf dem Mischpult mal die Solotaste der Bassspur drückt, siehe da: Rutschgeräusche über die Saiten sind zu hören!

Wirklich störende Geräusche sind natürlich unerwünscht, aber nicht immer zu vermeiden – allerdings kann man sie verringern. Die Voraussetzung dafür ist eine gute – und vor allem lockere – Fingertechnik (zb. immer so nah wie möglich am Bundstäbchen zu greifen und mit möglichst wenig Kraft zu drücken), außerdem die eine oder andere Überlegung im Einzelfall, wie man denn jetzt diese Stelle vielleicht sauberer spielen kann. Und eine gut eingestellte Gitarre (Saitenlage, Sattel etc.), ebenso wie ein gutes Instrument überhaupt, macht einem das Leben deutlich leichter.

Hier ein konkretes und simples Beispiel, das für Gitarre und Bass gleichermaßen gilt: wenn man einen Ton auf der tiefen E-Saite mit dem Zeigefinger der Greifhand am 3. Bund spielt, kurz klingen lässt und dann mit dem Zeigefinger auf der selben Saite zum 10. Bund wechselt um sofort und ohne dass eine Pause entsteht (Legato) diesen zweiten Ton anzuschlagen, können bereits einige der beschriebenen Nebengeräusche entstehen: a.) wenn man den Finger von der Saite ganz löst um zum 10. Bund zu springen, fängt die leere Saite leise an zu schwingen. Das kann man verhindern in dem man zb. mit der Anschlagshand die Saite kurz abdämmt während die Greifhand den Lagenwechsel ausführt. Alternativ kann man mit den anderen Finger der Greifhand (also mit den Fingern, die nicht greifen) die Saite vor dem Lagenwechsel ganz kurz berühren (nachdem man den Zeigefinger von der Saite gelöst hat), aber das muss für unterbrechungsfreies Spielen schon sehr schnell gehen und erfordert einige Übung. b.) wenn man nicht will, dass die Leersaite durch das loslassen der Saite zu klingen anfängt, kann man den Lagenwechsel auch so gestalten, dass man den Finger nicht von der Saite löst, sondern nur leicht anhebt, die Saite aber ununterbrochen weiter berührt – auch beim Lagenwechsel. Jetzt entsteht aber blöderweise ein deutliches Rutschgeräusch, das der Finger, der die Saite berührt, beim Lagenwechsel erzeugt. Dieses Geräusch lässt sich nicht ganz eliminieren, sondern nur zeitlich verkürzen indem man den Lagenwechsel möglichst schnell macht, und je nach Instrument und Besaitung etwas verringern, indem man weniger feste drückt.

Wenn man nun beide Versionen vergleicht, wir sehr wahrscheinlich Version a.) gewinnen: hier kann man mit deutlich weniger Nebengeräuschen die Lage wechseln. Das ist aber eine sehr individuelle Vorgehensweise, hängt von der Situation ab und muss vom Spieler so lange ausprobiert werden, bis er seine bevorzugte Spielweise gefunden hat. Außerdem ist das nur ein kleines Beispiel unter sehr vielen, ich möchte damit auch nur zum Nachdenken und Experimentieren anregen.

3. Eine Checkliste

  • Die Saitenlage richtig einstellen lassen (oder selbst einstellen wenn man sich das zutraut). Eine tiefe Saitenlage scheppert eher als eine hohe Saitenlage, ist aber angenehmer zu greifen. Hier muss man die Saitenhöhe den Bedürfnissen des Spielers, dem Instrumententyp und Musikstil anpassen, was sehr unterschiedlich ausfallen kann. Verschiedene Einstellungen probieren!
  • Die Art und Beschaffenheit der Saiten spielt eine Rolle, evtl. mal verschiedene Saitentypen/ Marken/ Hersteller testen
  • Beim Spielen darauf achten, den Druck so lange aufrecht zu erhalten, wie der Ton dauern soll
  • Möglichst nah am Bundstäbchen greifen
  • Abheben des Fingers: den oder die Finger möglichst senkrecht abheben und dabei nicht seitlich bewegen, dadurch vermeidet man zusätzliche Rutschgeräusche
  • Bei Lagenwechseln die Finger entweder ganz von der Saite lösen (um sie während dem Lagenwechsel mit der anderen Hand zu dämmen) bevor man rutscht, oder die Saite nur noch ganz leicht berühren, hier ist ausprobieren angesagt
  • Das Niederdrücken der Saiten eher sanft und mit möglichst wenig Kraft praktizieren. Nur dann mit mehr Kraft und Schwung drücken wenn es die Situation erfordert (zb. beim Hammer on)
  • Wichtig ist auch ein kräftiger, durchsetzungsfähiger Ton: wer sehr leise spielt hört seine Rutschgeräusche umso deutlicher, weil sie dann im Verhältnis zum gespielten Ton lauter klingen
  • Ein gutes Instrument anschaffen! Schlechte Gitarren oder Bässe können schon an sich sehr Geräuschvoll sein, vor allem weil der Sound meistens nicht so durchsetzungsfähig ist und die Nebengeräusche im Verhältnis dazu lauter klingen als bei einem guten Instrument
  • Das Handwerk richtig lernen, am besten bei einem erfahrenen Lehrer, der sich auf angemessene Weise mit der Technik und den beschriebenen Problemen beschäftigt.
  • Und jetzt noch der raffinierteste aller Tricks: Üben, üben, üben 😉

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