Saiten für E-Bass: eine Übersicht

Einleitung

Es gibt ein großes Angebot verschiedener E-Bass-Saiten, deshalb ein paar Vorschläge um die Suche zu erleichtern. Grundsätzlich bekommt man die Saiten als kompletten Satz für den 4-Saiter-, 5-Saiter oder 6-Saiter-Bass, die Saiten sind dabei speziell auf einander abgestimmt.

Folgende Punkte sind für Bassisten ausschlaggebend und sollten daher beachtet werden, wenn man neue Saiten kauft:

  • Basstyp: 4-, 5-, oder 6-Saiter Bass; Fretless-Bass
  • Aus welchem Material sind die Saiten gefertigt
  • Ungeschliffene (Round Wound) oder geschliffene Saiten (Flat Wound)
  • Stärke bzw. Dicke der Saiten
  • Mensur: Long Scale oder Short Scale

Basstyp

Das ist leicht zu entscheiden, grundsätzlich muss man einen passenden Saitensatz wählen jenachdem man einen 4-, 5-, 6-Saiter und/oder einen Fretless-Bass spielt. (Siehe hierzu auch meinen Beitrag zu den → verschiedenen Bassarten)

Material

Saiten für E-Bass bestehen grundsätzlich aus Stahl und/oder Nickel, da die Saiten elektromagnetische Eigenschaften besitzen müssen damit die Verstärkung durch die Tonabnehmer funktioniert. Meistens wird vernickelter Stahldraht verwendet („Nickel Plated Steel“), es gibt aber auch reine Stahlsaiten („Stainless Steel“), was zb. für Spieler mit Nickel-Allergie wichtig ist und reine Nickel-Saiten („Pure Nickel“ oder einfach nur „Nickel“). Es werden auch noch andere Materialien verwendet, zb. Cobalt; ausserdem gibt es mit Kunststoff beschichtete Saiten (Polyweb/Nanoweb) damit sie langlebiger sind.

Round Wound oder Flat Wound

Die meisten Saiten werden als „Round Wound“-Saiten hergestellt, die Saiten besitzen einen Stahlkern und werden mit Draht umwickelt. Es gibt aber auch „Flat Wound“-Saiten, dabei wird der Stahlkern mit geschliffenem Draht umwickelt, die Saiten fühlen sich deshalb glatt an; dieser Typ wird aber hauptsächlich bei Fretless-Bässen und/oder im Jazz verwendet, hauptsächlich weil der Sound dann dem Kontrabass, auf dem grundsätzlich Flat Wound Saiten zum Einsatz kommen, etwas ähnlicher ist. In den meisten Fällen sollte man daher die Round Wound Saiten verwenden wenn man einen Bass mit Bundstäbchen spielt.

Stärke bzw. Dicke

Die Saiten werden in verschiedenen Stärken hergestellt, so kann zb. bei einem Satz für den 4- oder 5-Saiter die G-Saite 0.40mm oder 0.45mm dick sein; Bassisten sprechen dann gerne von einem „40er“- oder „45er“-Satz wenn man einen kompletten Saitensatz kauft. Grundsätzlich kann man sagen: je dicker die Saiten um so fetter ist der Sound, aber es wird dann auch deutlich anstrengender die Saiten runterzudrücken, weshalb ich Anfängern von zu dicken Saiten abraten würde. Die Dicke der Saiten ist in einem Saitensatz aufeinander abgestimmt, kann aber variieren. Anfängern würde ich grundsätzlich zu einem Standardsatz raten bei dem die G-Saite 0.40mm oder 0.45mm dick ist. Der Bereich der insgesamt am häufigsten verwendet wird ist: 0.40-0.50mm. Es gibt aber auch andere Stärken, zb. 030er oder 060er Saiten.

Wozu die unterschiedlichen Stärken und Materialien?

Das wirkt sich vor allem auf den Klang und die Bespielbarkeit aus: Dünnere Saiten klingen brillanter, knackiger und lassen sich ausserdem leichter greifen. Dickere Saiten klingen dagegen lauter, voluminöser, fetter, sind aber auch anstrengender zu greifen. Auch das Material hat einen Einfluss: Saiten aus Nickel sind etwas weicher und klingen wärmer, knurriger; aus reinem Stahl härter und aggressiver, Nickel-Stahl liegt irgendwo dazwischen. Natürlich spielen auch das Instrument und die Spielweise des Bassisten eine grosse Rolle. Wer beispielsweise die Saiten eher aggressiv anschlägt, sollte dickere Saiten spielen, weil dünne Saiten sonst scheppern.

Hier sollte auch der Musikstil entscheiden: Slapper und Funker spielen eher dünnere Saiten, teilweise sogar 035er. Beim Blues, Rock oder Metal spielt man wohl eher dickere Saiten für einen fetteren Sound. Aber das ist natürlich in erster Linie Geschmackssache.

Da die Hersteller unterschiedliche Materialien bzw. Legierungen verwenden, macht es durchaus Sinn mal zu vergleichen um die optimalen Saiten zu finden. Die Saiten klingen nicht nur unterschiedlich, sondern sie fühlen sich auch anders an, deshalb muss letztendlich jeder selbst entscheiden. Das kann übrigens auf jedem Bass wieder anders sein,  weshalb man sich meiner Meinung nach nicht zu früh auf eine bestimmte Marke festlegen und bei einem neuen Instrument erstmal offen für Experimente sein sollte.

Mensur bzw. Länge

Auch die Länge der Saiten muss beachtet werden. Normalerweise wird es sich um einen „Long Scale“ Bass handeln, entsprechend muss diese Angabe auf der Verpackung der Saiten stehen. Hat man einen „Short Scale“ Bass, kann man sich zwar entsprechend kürzere Saiten zulegen; ein Drama ist es aber nicht wenn man Saiten für Long Scale gekauft hat: man muss dann halt ein längeres Stück abschneiden.

Was steht auf der Verpackung?

Folgende Angaben stehen zb. auf der Verpackung, wenn man einen Satz Saiten kauft:

Round Wound, Long Scale, Light, 040-090, Nickel Plated Steel (also eine Nickel-Stahl Legierung, die G-Saite ist hier 0.40mm, die E-Saite 0.90mm dick. Es handelt sich um einen Satz für den 4-Saiter-Bass mit normaler Mensur: „Long Scale“)

oder

Nickel Wound, Long Scale, Regular Light Gauge, 045-130 (also reine Nickel-Saiten, G-Saite: 0.45mm, H-Saite: 1.30mm; hier handelt es sich um Saiten für einen 5-Saiter mit normaler Mensur)

Saitenmarken, die häufig gespielt werden sind zb.: D´Addario, Rotosound, Ernie Ball, GHS, Elixir, Warwick.

Mein Vorschlag

Mein Tip: D´Addario, Nickel Roundwound, 045-105, Soft Top/ Regular Bottom. Diese Saiten sind aus Nickel, klingen schön, sind leicht zu greifen und ausserdem recht preiswert. Die hohen Saiten sind hier relativ dünn (Soft Top), die tiefen Saiten etwas dicker (Regular Bottom), dadurch ist man für die meisten Musikrichtungen gut ausgerüstet. Die gleichen Saiten gibt es auch für den 5-Saiter, die Dicke der Saiten reicht dann (wegen der H-Saite) von 045 bis 135.

 

Was es noch zu beachten gibt

Halskrümmung und Saitenlage

Man sollte wissen, daß die Stärke bzw. das Material der Saiten die Halskrümmung und dadurch die Saitenlage beeinflusst. Härtere bzw. dickere Saiten haben eine höhere Spannung, wodurch die Halskrümmung vom Bass stärker und der Saitenabstand zum Griffbrett grösser wird – und umgekehrt: bei dünneren bzw. weicheren Saiten wird der Hals gerader, die Saitenlage also tiefer. Wer andere Saiten aufspannt, muss evtl. die Saitenlage anpassen bzw. anpassen lassen. Ich rate daher, wenn man mit den Saiten zufrieden ist, die gleiche Marke und Stärke wieder zu verwenden.

Pflege

Man kann die Langlebigkeit der Saiten deutlich erhöhen, indem man die Saiten nach jedem Spielen gründlich mit einem flusenfreien Tuch abwischt. Das im Fingerschweiß enthaltene Salz und der Abrieb der Haut greifen sonst das Metall der Saiten an und setzen sich in den Rillen der Umwicklung fest, der Klang wird dadurch recht schnell matt, stumpf und unausgewogen.

Wie oft bzw. wann sollten die Saiten gewechselt werden?

Das ist sehr unterschiedlich und hängt vor allem davon ab, wie brilliant und frisch die Saiten klingen sollen, ausserdem wieviel darauf gespielt wird. Ich würde die Saiten grundsätzlich wenigstens 2-3 mal im Jahr wechseln. Manche Spieler wechseln die Saiten Jahrelang nicht und merken dabei überhaupt nicht, daß sie längst völlig stumpf klingen. Den Unterschied bemerkt man dann erst bei neuen Saiten, die plötzlich viel brillianter und schöner klingen. Wenn man aber möchte, daß die Saiten möglichst wenig Obertöne haben und eher matt klingen, kann es sogar nützlich sein die Saiten lange nicht zu wechseln. Geschliffene Saiten (Flat Wound) kann man allerdings viel länger spielen ohne sie wechseln zu müssen; durch die glatte Oberfläche setzt sich kein Dreck in der Rillen fest. Der Unterschied bei neuen Saiten ist hier längst nicht so gravierend wie bei normalen Saiten (Round Wound) und der Sound an sich auch nicht so brilliant, was ja gewollt ist.

Bei ganz frisch gewechselten Saiten – vor allem bei Round Wound Saiten – wird man anfangs den Eindruck haben, daß die Saiten etwas schepprig klingen. Das liegt einerseits daran, daß die unbespielten Saiten extrem brilliant und etwas metallisch klingen – dieser Effekt verschwindet aber nach spätestens ca. 1-2 Wochen (je nach Benutzung), ab dann haben die Saiten ihren „normalen“ Klang. Andererseits kann es an sehr stumpfen Saiten liegen, die sehr lange nicht gewechselt wurden: der Unterschied kann dann bei frischen Saiten etwas extrem erscheinen.

Abweichende Besaitung

Bei einem 5-Saiter hat man die Wahl: normalerweise wird man unterhalb der E-Saite eine tiefe H-Saite wählen, die meisten Saitensätze für den 5-Saiter sind deshalb auch so ausgelegt, also H-E-A-D-G. Man kann jedoch alternativ eine andere Besaitung wählen: E-A-D-G-C, also anstatt der tiefen H-Saite eine hohe C-Saite oberhalb der G-Saite (wie normalerweise beim 6-Saiter); das ist vor allem für Solisten interessant, die gerne in der Stimmlage weiter oben spielen wollen. Von Warwick gibt es für diesen Fall  zb. einen 5-Saiter Satz mit den Stärken 020-040-060-080-100. (Möglicherweise muss man dann den Sattel anpassen lassen, weil die Saitenführung jetzt zu gross ist und die Saiten zu viel spiel haben.)