Musiktheorie: Tonleitern

Die theoretischen Grundlagen

Tonleitern sind – sozusagen – das Basis-Material in der Musik. Davon werden die grundlegenden Akkorde abgeleitet.

(Zum Thema Gitarrenakkorde habe ich diesen Beitrag geschrieben: →Gitarrenakkorde – Eine Einführung)

Die Begriffe kann man so erklären:

Von einer Tonleiter spricht man, wenn eine bestimmte Anordnung einzelner Töne nacheinander gespielt wird. Zum Beispiel die wohl bekannteste aller Tonleitern, die C-Dur Tonleiter: sie besteht aus den Tönen C, D, E, F, G, A und H – also 7 Tönen. Wenn man bestimmte Töne dieser Tonleiter gleichzeitig spielt, entsteht der C-Dur Akkord: C, E, G. Ein Akkord wird also grundsätzlich von einer Tonleiter abgeleitet. Ein weiteres Beispiel: die Am-Tonleiter besteht aus den Tönen: A, H, C, D, E, F und G. Der Am-Akkord wäre dann: A, C, E.

Oft wird davon gesprochen, daß man „Die Dur-Tonleiter“ spielt. Das ist eine ungenaue Bezeichnung, da es verschiedene Dur-Tonleitern gibt. Grundsätzlich spricht man von einer Dur-Tonleiter, wenn diese eine Dur-Terz enthält und von einer Moll-Tonleiter, wenn sie die Moll-Terz enthält. Also ist jede Tonleiter mit Dur-Terz eine Dur-Tonleiter, jede Tonleiter mit Moll-Terz eine Moll-Tonleiter.

An dieser Stelle tauchen die Begriffe „Dur-Terz“ und „Moll-Terz“ auf. Diese werden auch als „Intervall“ bezeichnet: Ein Intervall ist in der Musiktheorie der Abstand zwischen zwei Tönen. Die Bezeichnungen der Intervalle stammen aus dem Lateinischen und kann man am besten über die C-Dur-Tonleiter erklären:

  • C – D: Dieser Abstand heißt Sekunde, denn es ist der Abstand vom ersten zum zweiten Ton (Lateinisch für 2 = secundus)
  • C – E: Das ist die Terz, der Abstand vom ersten zum dritten Ton
  • C – F: Quarte, der Abstand zum vierten Ton
  • C – G: Quinte, also der Abstand zum fünften Ton
  • C – A: Sexte, der Abstand zum sechsten Ton
  • C – H: Septime, der Abstand zum siebten Ton
  • C – C: Oktave, der Abstand zum achten Ton

Über die Oktave hinaus gibt es noch weitere Intervalle (None, Dezime usw.), außerdem können Intervalle klein oder groß, vermindert oder übermäßig sein. Das Thema „Intervalle“ soll aber an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden – also zurück zu den Tonleitern. (Siehe auch: →Intervalle und Akkordsymbole)

Mit der Bezeichnung „Die Dur-Tonleiter“ ist meistens die erste Stufe der sogenannten „Kirchentonleitern“ (oder: „Modale Skalen, siehe auch: →Die Kirchentonleitern) gemeint. Die Ionische Tonleiter, als Beispiel in C, besteht aus den Tönen C, D, E, F, G, A und H. Da haben wir dann wieder unsere „C-Dur-Tonleiter“ – der exakte Fachbegriff ist also „Ionische Tonleiter“. Wie schon gesagt wird jede Tonleiter, die eine Dur-Terz enthält, Dur-Tonleiter genannt. Die Ionische Tonleiter ist daher nur eine von vielen Dur-Tonleitern, die jeweils eine andere Bezeichnung haben. (Zb.: Mixolydische Tonleiter, Dur-Pentatonik, Übermäßige Tonleiter usw.)

Wie man Tonleitern beschreiben bzw. definieren kann

Tonleitern (moderner Begriff = Skalen oder Scales) können auf verschiedene Weise beschrieben (bzw. definiert) werden, als Beispiel dient die Ionische Tonleiter in C:

  1. Man beschreibt eine Tonleiter über die Intervalle. Ionisch besteht dann aus: Grundton, (große) Sekunde, (Dur-) Terz, Quarte, Quinte, (große) Sexte und (große) Septime
  2. Eine Tonleiter kann auch über Halb- und Ganztonschritte beschrieben werden. Das wäre bei Ionisch dann (ab C): G – G – H – G – G – G – H (G = Ganzton, zb. von C nach D. H = Halbton, zb. von E nach F)
  3. oder man beschreibt sie über die Namen der Töne: C, D, E, F, G, A, H (für die Ionische Tonleiter in C)

 

Diese 3 Möglichkeiten nun für Gitarre in Noten und Tabulatur. Die Oktave habe ich auch notiert (streng genommen besteht diese Tonleiter aber nur aus 7 Tönen, s.o.):

C Ionisch: Intervalle

C Ionisch: Ganztonschritte (G) und Halbtonschritte (H)

C Ionisch: Namen der Töne

 

Jetzt die Bilder für Bass (4-Saiter) in Noten und Tabulatur, auch hier habe ich die Oktave als 8. Ton zusätzlich notiert:

C Ionisch: Intervalle

C Ionisch: Ganztonschritte (G) und Halbtonschritte (H)

C Ionisch: Namen der Töne

Wofür braucht man Tonleitern?

Da Tonleitern das „Basis-Material“ in der Musik sind, dienen sie als Grundlage für viele Situationen. Hier ein Beispiel.

Die Akkorde und Intervalle wurden ja bereits erwähnt. Um Akkorde zu bilden, verwendet man bestimmte Töne, bzw. Intervalle, einer Tonleiter. Bei einem 3-Stimmigen Akkord wären das: Grundton, Terz und Quinte. Hier erhalten wir dann wiederum unseren C-Dur Akkord, wenn wir C als Grundton nehmen und die Tonleiter C Ionisch als Ausgangsmaterial dient.

Die Ionische Tonleiter in C kann aber auch als Grundlage für weitere Akkorde dienen, aus denen man dann ein Musikstück oder einen Song komponieren kann. So kann man aus der Tonleiter C Ionisch nicht nur den Akkord C-Dur, sondern zb. auch die Akkorde E-Moll (wenn wir E als Grundton nehmen), G-Dur (mit G als Grundton) und A-Moll (mit A als Grundton) bilden.

Die Töne der Akkorde wären dann: C-Dur = C, E, G. E-Moll = E, G, H. G-Dur = G, H, D. A-Moll = A, C, E. Wie man sehen kann, bestehen alle 3 Akkorde aus Tönen, die in der Tonleiter C Ionisch enthalten sind.

In der folgenden Grafik habe ich diese Akkorde im Bezug auf die Tonleiter C Ionisch markiert:

 

Das bedeutet dann wiederum, dass man zu den Akkorden C-Dur, E-Moll, G-Dur und A-Moll eine Melodie komponieren oder eine Improvisation spielen kann, die aus den Tönen C, D, E, F, G, A und H besteht – also aus der Ionischen Tonleiter in C.

Hörbeispiele

Musik ist Klang. Deshalb habe ich, damit der „Sound“, den diese theoretischen Erwägungen entstehen lassen, klarer wird, die Akkorde C, Em, G und Am als kurzes Hörbeispiel mit Video (die Akkorde werden angezeigt) produziert, und zwar mit Akustikgitarre (Akkorde), Bass und Schlagzeug. Darüber habe ich mit der Tonleiter C-Ionisch (also mit den Tönen C, D, E, F, G, A, H) gespielt. In den ersten 8 Takten spiele ich die Tonleiter nur rauf und runter. Danach folgt eine einfache melodische Improvisation, wobei ich bei jedem Akkord mit dem jeweiligen Grundton beginne. Also bei C-Dur beginne ich mit dem Ton C, bei Em mit dem Ton E usw. Ich nutze aber weiterhin ausschließlich die Töne von C Ionisch.

 

Hier nochmal das gleiche Video zum selber ausprobieren und mitspielen, deshalb jetzt ohne meine Tonleiter und Improvisation.

 

Mit den Tonleitern als Ausgangsbasis bildet man also Akkorde, komponiert Melodien und spielt Improvisationen. Da man in der Musik sehr gut von „Klangfarben“ sprechen kann, würde ich die verschiedenen Tonleitern (zb. Moll-Pentatonik, Bluestonleiter, Ionische Skala, Übermäßige Skala usw.) und Akkorde (zb. Dur, Moll, maj7, m7 usw.) als Klangfarben für unterschiedliche Situationen verwenden, je nachdem welches „Bild man malen“ bzw. welche musikalische Stimmung man ausdrücken möchte.

Musik ist vor allem eins: nämlich „Klang“ oder „Sound“ und die theoretische Betrachtungsweise ist nur eine von vielen Möglichkeiten, mit der man Musik beschreiben kann. Wichtig ist nur, dass die gewählte Betrachtungsweise dabei hilft, Musik besser zu verstehen und ihre Bestandteile (Tonleitern, Akkorde usw.) anwenden zu können.


HINWEISE:

  • Ich habe nicht den Anspruch, musikwissenschaftlich absolut korrekt zu sein, sondern versuche aus meiner langjährigen Erfahrung als Gitarren- und Basslehrer die theoretischen Grundlagen möglichst verständlich und praxisnah und mit eigenen Worten zu erklären
  • Ich kann nur empfehlen, die genannten Beispiele auf dem Instrument zu spielen, damit der Sound der Tonleiter oder der davon abgeleiteten Akkorde verständlich wird, bzw. damit nachvollziehbar wird, worum es eigentlich geht. Die Theorie ist nämlich „nur“ eine symbolhafte Beschreibung des natürlichen physikalischen (akustischen) Phänomens, das man Musik nennt.